zu keiner zeit hatten wir das gefühl gefährdet zu sein, ganz im gegenteil

Reisebericht von unseren individuellen Iranreisen 2009 & 2010

von Cornelia und Sabine Markert


Nachdem nun mittlerweile die zweite durch Herrn Shirazi organisierte Iranreise hinter uns liegt, möchten wir endlich auch in einem kleinen Reisebericht das Erlebte schildern.
Beide Reisen, die Herr Shirazi für uns (Mutter und Tochter) als Individualreisende zusammengestellt und organisiert hatte, verliefen absolut problemlos. Zu keiner Zeit hatten wir das Gefühl in irgendeiner Weise gefährdet zu sein. Ganz im Gegenteil.

markert individuelle iranreisen 1Für uns etwas ungewohnt war die Kleidervorgabe (Bluse/Mantel und Kopftuch), die als Vorankündigung und sich noch in Deutschland befindend weitaus irritierender und unvorstellbarer war, als dann im Land selbst. Hier stellte sich heraus, dass auch diese Mäntel modischen Vorlieben unterliegen (können) und dann nichts anderes sind, als entsprechende Sommermäntel in Deutschland. Das Kopftuch selbst rief in uns auch nicht die erwarteten Gefühle von Diskriminierung o. ä. hervor, sondern wäre von uns schlichtweg vergessen worden, hätte es nicht dauernd die Tendenz gehabt, sich selbständig zu machen, was im zweiten Urlaub, aus der Erfahrung schlauer, u. a. dadurch verhindert wurde, in dem einfach ein Sonnenhut darauf gesetzt wurde.
Die iranischen Frauen selbst waren sehr unterschiedlich gekleidet, von „modernen Frauen“, deren Mäntel ein ganzes Stück über dem Knie endeten markert individuelle iranreisen 2 (was aber, wie wir mit der Zeit merkten, auch Orts-bzw. Städteabhängig ist, so scheinen die Frauen z. B. Ahwaz weitaus "freizügiger" zu sein als anderswo, so dass ihre Hemden nur mit gutem Willen als "den Hintern bedeckend" bezeichnet werden können), bis zu Frauen, streng verhüllt mit Tschador. Allerdings sei hier anzumerken, dass wir nicht eine einzige iranische Frau auf der Straße gesehen haben, die eine Burka trug (ausgenommen der "Masken" am Persischen Golf, die wir bisher in unserem Leben noch nicht gesehen haben).
Die Straßen der Orte waren geprägt von unzähligen garagengroßen Geschäften und Werkstätten. Vielen Handwerkern konnte man bei der Arbeit zuschauen und auf Nachfrage durch unseren Führer strahlten sie oft, wenn wir sie in ihren aus unseren Augen altmodischen Werkstätten fotografieren wollten oder auch mal ein paar Minuten stehen blieben, um sie bei ihrer Arbeit zu beobachten.

markert individuelle iranreisen 3Unsere erste Reise fand unter dem Aspekt statt, möglichst viel vom Land zu sehen. Es waren für uns sowohl die unterschiedlichen Landschaften, als auch die Städte und die antiken Stätten von Interesse.
So fuhren wir in 22 Tagen vom Kaspischen Meer bis zum Persischen Golf, sahen von grünem Tiefland über fruchtbare Hochebenen, kahlen Bergen bis hin zu Wüsten die unterschiedlichsten Landschaften.
Moderne Städte wie Teheran, waren genauso Teil des Programms, wie die orientalisch anmutenden Städte Isfahan und Shiraz, oder das in weiten Teilen aus Lehmbauten bestehende Yazd. Wunderschöne fremdartige Moscheen und Gebäude lernten wir kennen, wie auch die uralte „Technik“ der Windtürme und unterirdischen Kanäle.
markert individuelle iranreisen 4Natürlich dürfen historische Stätten wie Persepolis, die auch ein Highlight unserer Reise waren, nicht unerwähnt bleiben.
Unser sehr belesener Fahrer/Führer konnte uns alle sowohl historischen wie auch gegenwärtigen Fragen mit überwältigender Präzision beantworten.
Untergebracht waren wir während dieser Reise in guten Mittelklassehotels, die sauber waren und alles bereithielten, was wir benötigten.

Unsere 2. Reise sollte uns wegführen von den klassischen Touristenzielen. Wir wollten die Wüste ein wenig näher erkunden, etwas über das Leben der Nomaden erfahren und den Westen mit Susa und Shushtar sehen. Wir hatten das Glück, dass uns unser Hinflug direkt nach Mashad brachte.markert individuelle iranreisen 5 Hier konnten wir den heiligen Bezirk, nicht aber den heiligen Schrein, besichtigen, begleitet von einer dort arbeitenden Frau, die uns auf Englisch einiges erklärte, einen Film über die Moschee zeigte und uns schließlich mit reichlich weiterem Material wie Postkarten u. ä. ausstattete.
Danach verlief unsere Reise anders als beim ersten Mal. Wir hatten Möglichkeit und Zeit, mit unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen. Wo unser Englisch nicht ausreichte, half unser Führer als Dolmetscher weiter, wobei die meisten zumindest einen englischen Grundwortschatz hatten. Übernachtet haben wir auf eigenen Wunsch nur zeitweise in Hotels. In kleinen Gästehäusern, oder im Freien ließ es sich auch gut schlafen und war eine völlig neue, aber wunderbare Erfahrung für uns.

Unser Führer für den ersten Teil der Reise, Hossein Vatani, markert individuelle iranreisen 6war ein Original, etwas chaotisch und nicht im klassischen Sinn durchorganisiert, aber mit viel Herzblut für sein Land (wobei hier kein Fanatismus, schon gar kein religiöser gemeint ist) und die dort lebenden Menschen. So verliefen auch die Tage mit ihm. Unserem Reisestil und -wunsch kam das sehr entgegen. Wir konnten uns Zeit lassen, wo es uns gefiel und mit den Menschen in Kontakt kommen. Dafür waren wir aber nicht pünktlich zu einer bestimmten Uhrzeit an unserem Reiseziel – was wiederum auch mit sich brachte, nie in eine Art Termindruck zu geraten. Wir konnten spontan entscheiden, ob wir eine kleinere Änderung der Route oder andere Besichtigungsziele vornehmen wollten und haben trotzdem immer einen Übernachtungsplatz gefunden (zur Sicherheit lag aber auch ein Zelt im Auto bereit. Hier sollte vielleicht auch angemerkt werden, dass die Iraner leidenschaftliche „Camper“ sind, die ihre speziellen, markert individuelle iranreisen 7 in wenigen Sekunden aufgebauten Zelte überall und bei jeder Gelegenheit aufstellen, auch wenn es auf einem Grünstreifen oder einer Verkehrsinsel ist). Hossein vermittelte uns darüber hinaus durchgehend, dass er echtes Interesse an uns Touristen hatte und wirklich mit uns ein paar Tage zusammenleben wollte.

Wir sahen einzigartige Wüstenlandschaften, palmenbestandene Oasen, konnten Kamele reiten, bekamen von Einheimischen ein Qanat gezeigt und erklärt, wurden zum Tee eingeladen und waren als Zuschauer bei einem „Sportübungsabend“ („Varzesh-e Pahlavani“) willkommen.

Der Abschied von Hossein fiel uns nach dem ersten Teil der Reise deswegen außerordentlich schwer.
markert individuelle iranreisen 8Zu unserer Überraschung begleitete unser Führer der vergangenen Reise uns während des zweiten Teils wieder. Unser Weg führte uns von einer Übernachtung bei den Nomaden, wo es in der Nacht regelrecht kalt war, nach Westen in ein fruchtbares, sehr feucht-heißes Gebiet mit Tagestemperaturen weit über 40°C und einer Luftfeuchtigkeit, die einem schier die Luft zum Atmen nahm.
Neben den Resten des antiken Susa, konnten wir eine elamische Tempelanlage (Chogha Zanbil) und die wunderschönen Wassermühlen von Shushtar besichtigen.

Unsere Rückreise führte uns über Isfahan nach Teheran, Städte, die wir schon aus dem Jahr davor kannten, was uns erlaubte, dort auch ohne Führer zurechtzukommen.
Und schließlich ging auch diese zweite Rundreise viel zu schnell zu Ende, obwohl wir nach wie vor nicht das Gefühl haben, genug von diesem faszinierenden Land und seinen so offenen, interessierten, freundlichen und hilfsbereiten Menschen erlebt zu haben, so dass auch dieses Ende wohl nur ein vorübergehendes sein wird.